Genderspezifische Problematiken der Diagnose
Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei ADHS-Diagnosen im Erwachsenenalter sind ein wichtiges und oft übersehenes Thema.
Unterdiagnose bei Frauen
Frauen werden deutlich seltener mit ADHS diagnostiziert, obwohl die tatsächliche Prävalenz wahrscheinlich ähnlich ist wie bei Männern. Dies liegt daran, dass ADHS-Kriterien historisch hauptsächlich anhand von Jungen entwickelt wurden, wodurch typisch weibliche Symptomausprägungen übersehen werden.
Unterschiedliche Symptompräsentation
Bei Frauen häufiger:
Bei Männern häufiger:
Hormonelle Einflüsse
Frauen erleben oft Symptomverschlechterungen während:
Diese hormonellen Schwankungen können ADHS-Symptome verstärken oder erstmals deutlich machen, weshalb viele Frauen erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden.
Masking und Kompensation
Frauen entwickeln oft ausgeprägtere Bewältigungsstrategien ("Masking"), um ihre Symptome zu verbergen. Sie fallen daher weniger auf, leiden aber unter hohem inneren Stress und Erschöpfung.
Komorbiditäten
Frauen mit ADHS haben häufiger:
Männer zeigen eher:
Auswirkungen auf die Spätdiagnose
Viele Frauen erhalten ihre ADHS-Diagnose erst, wenn ihre Kinder diagnostiziert werden und sie Ähnlichkeiten erkennen. Die späte Diagnose kann zu jahrelangem Selbstzweifel und inadäquaten Behandlungen geführt haben.
Die Sensibilität für geschlechtsspezifische Unterschiede in der ADHS-Diagnostik wächst, aber es besteht weiterhin Aufholbedarf in der klinischen Praxis.