Therapieformen
Bei einer ADHS-Diagnose gibt es zwei Hauptbehandlungsbereiche: Medikamente und therapeutische Maßnahmen. Meist führt eine Kombination beider Ansätze zu den besten Ergebnissen.
Medikation
Die medikamentöse Behandlung ist oft die erste Intervention, besonders bei mittel bis stark ausgeprägtem ADHS.
Stimulanzien wie Methylphenidat (z. B. Ritalin oder Medikinet) und Lisdexamfetamin (z. B. Elvanse) gelten als Goldstandard. Sie wirken direkt auf das zentrale Nervensystem und erhöhen die Verfügbarkeit von Dopamin und Noradrenalin – zwei Botenstoffen, die bei ADHS oft aus dem Gleichgewicht geraten sind. Die Wirkung setzt meist rasch ein (innerhalb von 30–60 Minuten) und hilft bei Konzentration, Impulskontrolle und innerer Unruhe.
Wenn Stimulanzien nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirken, kommen Nicht-Stimulanzien zum Einsatz. Dazu gehört Atomoxetin (Strattera), das langsamer wirkt, aber für einige Betroffene besser geeignet ist. Auch Medikamente wie Guanfacin oder Clonidin, ursprünglich als Blutdruckmittel entwickelt, werden vereinzelt bei ADHS verwendet – vor allem bei Schlafproblemen oder starker Reizoffenheit.
Nicht-pharmakologische Therapieformen
Neben der Medikation ist Psychotherapie ein zentraler Bestandteil jeder nachhaltigen ADHS-Behandlung, besonders bei Erwachsenen.
Verhaltenstherapie ist die am besten untersuchte Methode. Sie hilft dabei, neue Denk- und Handlungsweisen zu erlernen: Zeitmanagement, Impulskontrolle, Planung und das Erkennen von Denkmustern, die zu Problemen führen. In der Therapie geht es darum, Werkzeuge zu entwickeln, um mit den täglichen Herausforderungen von ADHS umzugehen.
Psychoedukation – also das Verstehen der eigenen Diagnose – ist ein wichtiger Schritt. Wer versteht, wie ADHS funktioniert, kann besser damit umgehen und entwickelt mehr Selbstmitgefühl. Viele Menschen berichten nach einer guten Aufklärung über ihre Symptome von Entlastung und Akzeptanz.
Coaching ist eine praxisnahe Ergänzung, die besonders im Erwachsenenalter nützlich ist. Hier geht es um ganz konkrete Alltagsthemen: To-do-Listen, Arbeitsstruktur, Entscheidungsstrategien und auch digitale Hilfsmittel wie Kalender-Apps oder Aufgabenplaner.
In Gruppentherapien profitieren Betroffene vom Austausch mit anderen – besonders hilfreich für Menschen, die sich durch ADHS oft „anders“ oder isoliert fühlen. Der gemeinsame Austausch kann normalisierend und unterstützend wirken.
Auch Achtsamkeitsbasierte Ansätze (z. B. Meditation, Atemübungen, MBCT) haben sich als hilfreich gezeigt. Sie fördern die Emotionsregulation, reduzieren Stress und helfen dabei, sich im Moment zu fokussieren.
Ergänzende Maßnahmen
Sport, Schlafhygiene und Ernährung sind keine eigenständige Therapie, aber wichtige Bausteine. Studien zeigen: Bewegung steigert die Konzentrationsfähigkeit, ausreichend Schlaf senkt die Reizbarkeit, und Omega-3-Fettsäuren können eine kleine, aber messbare Wirkung auf ADHS-Symptome haben.
Digitale Tools (Apps, Reminder, strukturierende Systeme) sind praktische Helfer im Alltag – vor allem für Menschen, die mit Zeitgefühl und Organisation kämpfen.
Nicht zuletzt muss man bei Erwachsenen immer auch Begleitstörungen mitbehandeln: Depressionen, Ängste, Suchterkrankungen oder Burnout treten häufig zusätzlich auf und beeinflussen den Verlauf der ADHS.